Zwei Projekte unter Hereon-Beteiligung auf der Shortlist des BMFTR
Die Bundesforschungsministerin Dorothee Bär hat gemeinsam mit dem Wissenschaftsrat und Vertretenden der Bewertungsgremien eine Shortlist der aussichtsreichsten Vorhaben im Bereich umfangreicher Forschungsinfrastrukturen vorgestellt. In einem wissenschaftsgeleiteten Priorisierungsverfahren wurden aus 32 Einreichungen neun Vorhaben ausgewählt. Das Helmholtz-Zentrum Hereon ist zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich und dem Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY) an zwei dieser neun Projekte beteiligt: HBS-I High Brilliance neutron Source Phase I und PETRA IV.
Die Shortlist des BMFTR ist das Ergebnis des Nationalen Priorisierungsverfahrens für umfangreiche Forschungsinfrastrukturen. Ziel des Verfahrens war es, die Forschungsinfrastrukturen auszuwählen, die für den Ausbau und Erhalt der deutschen Spitzenposition in Forschung und Innovation im internationalen Wettbewerb prioritär sind und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Planungen und insbesondere die vorgelegten Kostenschätzungen belastbar sind. Die eingereichten Vorhaben durchliefen dazu ein aufwändiges Bewertungsverfahren, bei dem mehr als 100 renommierte, internationale Expertinnen und Experten mitwirkten. Die Aufnahme auf die Shortlist ist ausdrücklich nicht mit einer Finanzierungszusage verbunden, jedoch ein wichtiges Signal für die prioritäre Weiterverfolgung der Vorhaben aus forschungspolitischer Sicht und deren potenziell großen Beitrag zur Leistungsfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems.
HBS-I: Neue Neutronenquelle in Jülich

Blick ins Innere einer Targetstation zur Erzeugung von Neutronen.
Foto: Forschungszentrum Jülich
Am Forschungszentrum Jülich wird mit HBS-I eine neue Neutronenquelle entstehen. Aufgebaut rund um einen leistungsstarken Protonenbeschleuniger erzeugt HBS-I hochbrillante Neutronenstrahlen, die für unterschiedlichste Anwendungen genutzt werden können – von der Materialentwicklung bis zur Energieforschung. Mit ihren flexiblen Targetstationen ergänzt HBS-I internationale Großanlagen wie die Europäische Spallations-Neutronenquelle ESS und macht Deutschland zum Innovationsstandort für Neutronentechnologie. Hereon ist gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich Antragsteller und würde sich an dem Bau von materialwissenschaftlichen Instrumenten an der HBS-I beteiligen.
PETRA IV ersetzt PETRA III am DESY

Der Teilchenbeschleunigerring Petra III am DESY.
Foto: Hereon/Torben Fischer
Am DESY entsteht mit PETRA IV das leistungsfähigste Röntgenmikroskop seiner Art. PETRA IV eröffnet neue Möglichkeiten zur Analyse von Strukturen und Prozessen – bis in den atomaren Bereich und unter realen Bedingungen. Forschende werden erstmals einzelne Objekte im Nanometerbereich beleuchten können und die Struktur, Energetik und Funktion molekularer Einheiten in Materialien und Zellen unter realistischen Bedingungen erfassen. Damit kann PETRA IV zur Entwicklung von Materialien und Technologien der Zukunft beitragen. Das verspricht neue Perspektiven für Grundlagenforschung und Hochtechnologie. Die Anlage entsteht als Weiterentwicklung von PETRA III und nutzt Synchrotronstrahlung mit extrem kleiner Emittanz. Sie wird Prozesse in vier Dimensionen erfassbar machen – Struktur, Zeit, Energie und Raum – und so etwa das Design neuer Medikamente oder Materialien beschleunigen.
Hereon betreibt im Rahmen des German Engineering Materials Science Center (GEMS) mehrere materialwissenschaftliche Beamlines am PETRA III und hat bereits das technische Design für deren Nachfolger an PETRA IV erarbeitet. PETRA IV und HBS-I wären wesentliche Grundpfeiler für die langfristige komplementäre Nutzung von Synchrotronstrahlung und Neutronen (hier betreibt GEMS Instrumente am Heinz Maier-Leibnitz Zentrum MLZ) im Rahmen von GEMS.
Vier Helmholtz-Projekte auf der Shortlist
Neben HBS-I und PETRA IV hat das Bundesforschungsministerium noch zwei weitere Projekte aus der Helmholtz-Gemeinschaft für seine Shortlist ausgewählt: DALI Dresden Advanced Light Infrastructure vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) und IceCube-Gen 2 vom DESY und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Spitzenforschung für eine Welt im Wandel
Das Ziel der Wissenschaft am Helmholtz-Zentrum Hereon ist der Erhalt einer lebenswerten Welt. Dafür erzeugen rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wissen und erforschen neue Technologien für mehr Resilienz und Nachhaltigkeit – zum Wohle von Klima, Küste und Mensch. Der Weg von der Idee zur Innovation führt über ein kontinuierliches Wechselspiel zwischen Experimentalstudien, Modellierungen und künstlicher Intelligenz bis hin zu Digitalen Zwillingen, die die vielfältigen Parameter von Klima und Küste oder der Biologie des Menschen im Rechner abbilden. Damit wird interdisziplinär der Bogen vom grundlegenden wissenschaftlichen Verständnis komplexer Systeme hin zu Szenarien und praxisnahen Anwendungen geschlagen. Als aktives Mitglied in nationalen und internationalen Forschungsnetzwerken und im Verbund der Helmholtz-Gemeinschaft unterstützt das Hereon mit dem Transfer der gewonnenen Expertise Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft.